In den Abruzzen und den Monti Simbruini sowie im Apennin südlich davon findet man Hauswurzen, deren Blattflächen drüsig-flaumig behaart sind. Diese Drüsenhaare sind so ausgeprägt, dass man sie mühelos und deutlich mit dem bloßen Auge wahrnimmt. Sie sind erkennbar länger und gröber als diejenigen der flaumhaarigen Rosettenblätter des Taxons arvernense innerhalb der Art Sempervivum tectorum, die man beispielsweise an den Dach-Hauswurzen in den Monts d'Orb im südlichen Zentralmassiv in der Region Languedoc-Roussillon in Frankreich sehen kann (vgl. Gérard DUMONT in Sempervivophilia, siehe Linktipps).
Die Rosetten sind sehr kompakt, um die 5 cm im Durchmesser, die Ausläufer (Stolonen) relativ lang und dünn und die Blütenblätter (Petalen) sind weiß gerandet.
Durch diese morphologisch deutlichen Aspekte sind sie sofort von den Dach-Hauswurzen (Sempervivum tectorum) zu unterscheiden, die ab dem Gran Sasso nördlich im Apennin vorkommen. Auch haben sie ein deutlich abgegrenztes geographisches Areal. Man kann sie zwischen 700 m und 2200 m über dem Meeresspiegel finden.
Wie S. tectorum haben sie allerdings einen Chromosomensatz von 2n = 72.
In der Frage, ob sie als eigene Art anzusehen sind, besteht keine Einigkeit.
Henk 'T HART, Bert BLEIJ und Ben ZONNEVELD ordneten sie S. tectorum var. arvernense zu.
Ignazio RICCI beschrieb diese Planzen im Jahr 1961 als Sempervivum italicum, allerdings ohne einen Holotypus anzugeben. Wegen Unklarheiten, welche Pflanze seines gepressten Materials nun genau als Typusexemplar anzusehen ist, wurde seine Erstbeschreibung formal als ungültig erklärt.
Mauro IBERITE und Bruno ANZALONE machten dann 2001 eine gültige Erstbeschreibung und ehrten gleichzeitig Ignazio RICCI, indem sie der Pflanze seinen Namen gaben: Sempervivum riccii IBERITE & ANZAL. (2001).
Ich danke Mariangela COSTANZO, Pessano, Italien, sehr herzlich für die Fotos und für spezielle Hinweise zu den Fundorten.
23.11.2011
Manuel Werner