Im August 2010 stieg ich mit meinen Kindern, meiner Schwester und meinem Neffen in den Ampezzaner Dolomiten und dem Naturpark Fanes-Sennes-Prags in die Regionen auf, in denen die Dolomiten-Hauswurz vorkommt.
Sehnsüchtig hatte ich in den Tagen zuvor die Pragser Dolomiten von den Villgratner Bergen aus von Norden betrachtet, die sich in voller Pracht zeigten, nachdem sich der Nebel gelüftet hatte.
Es war nicht das erste Mal. dass wir Hauswurzen in der Natur aufspüren wollten.
Dennoch war es ein großes Glück, dass wir am 9. August 2010 fündig wurden.
Doch zunächst hieß es, unsere Körper nach oben zu bewegen.
Zum Glück hatten wir eine deftige Brotzeit dabei: Vinschger Brot, Bergkäse und Speck.
Solcherart gestärkt ging es weiter.
Schließlich wurden wir fündig. Die Dolomiten-Hauswurzen wachsen hier sowohl in steilen Schrofen, als auch in steindurchsetzten Wiesen (oben Mitte). Die Waldgrenze war noch nicht erreicht, aber sie lag kaum höher (oben links).
In dem Gebiet blühten auch Stein-Nelken (Dianthus sylvestris) und Scheuchzers Glockenblumen (Campanula scheuchzeri). Sie zauberten rote und blaue Farbkleckse in die weiße Kalkfels-Landschaft. Die ersten Rosetten der Dolomiten-Hauswurz fanden wir auf einer steinigen Hochweide. Sie waren rot getönt und bildeten einen herrlichen Kontrast zum Blau von Scheuchzers Glockenblume (oben rechts).
Oben links eine Rosette der Dolomiten-Hauswurz (S. dolomiticum). Wenn man das Foto größer klickt, kann man die drüsige Behaarung der Blattflächen erkennen. Wie froh war ich, als mein Sohn in steilen Schrofen eine blühende Pflanze entdeckte! (Mitte). Rechts: Auf Kalksteinen mit weniger Substrat waren die Rosetten wesentlich kleiner. Alle Fotos in situ, 09.08.2010.
Das Edelweiß mit seinem blendenden Weiß und die roten Rosetten der seltenen Dolomiten-Hauswurz - welch herrlicher Kontrast und welch Entdeckerglück im Schatzkästchen der Natur!
Diese Rosetten "haben sich auf den Winter vorbereitet", der in dieser Höhe Mitte Oktober zu erwarten ist. Die große Rosette rechts neigt ihre alten Blätter "behütend" über die Rosettenmitte mit dem Wachstumsgewebe im Vegetationskegel. Die kleinen Rosetten links sind bereits stark geschlossen. Sicherlich tragen auch Vorgänge in der Chemie der Zellen dazu bei, dass der Kältestress überstanden wird.
Wenn man das Foto größer klickt, dann sieht man die charakteristisch stark ausgeprägten Cilien an den Spitzen der Rosettenblätter.
Das Foto wurde im Abendlicht aufgenommen.
Zuletzt geändert am 30.11.2011
Manuel Werner, Nürtingen